KOBUJUTSU: MYTHOS UND FAKTEN
von Sensei Dong Tran
Kobujutsu oder seine moderne Bezeichnung – Kobudo – wird von den meisten Leuten, die sich mit einer Kampfkunst beschäftigen, als ein Synonym für „Waffenkunst“ verstanden. Wörtlich übersetzt bedeutet es „altertümliche Kampfkunst“. Beide, Waffenkunst und Karate erfüllen die Bedingungen des Kobujutsu. Was nicht diese Bedingungen erfüllt, sind moderne Kampfsportarten.
Das größte Märchen, das hier sehr verbreitet ist, war die Vorstellung, dass die Waffen Okinawas ihren Ursprung bei den Bauern haben und dass die verwendeten Waffen als Arbeitsgeräte verwendet wurden. Irgendeinmal ging jemand in ein Dorf auf Okinawa und sah die Dorfbewohner Bo Katas auf einem Fest vorführen, was zum Entstehen dieses Mythos führte. Genügend Leute hörten per Mundpropaganda von diesem Märchen, und nachdem es oft genug in Büchern und Zeitschriften veröffentlicht wurde, wurde dieses Märchen als eine Tatsache akzeptiert.
Die bei dem Dorffest aufgeführte Bo-Tanz-Form wird „bo odori“ genannt und geht genau genommen von den Dorfbewohnern und Bauern aus, die sie von ihren Vätern und die wiederum von deren Vätern erlernten. Aber von wem lernten die Väter der Väter? In Südost-Asien besaßen die Bauern nicht das Land, welches sie bewirtschafteten. Es wurde von ihnen gepachtet. Wenn sie beispielsweise aufgrund einer schlechten Ernte vom Landbesitzer Geld leihen mussten, wären sie oder ihre Kinder beim Eigentümer des Landes als Angestellte arbeiten gegangen, bis die Schuld getilgt worden wäre. Diese Landbesitzer waren Mitglieder des niederen Adels oder der Aristokratie, welche man mit der japanischen Schicht der Samurai gleichsetzen kann. Diese waren diejenigen, welche die Waffenkunst lernten und praktizierten. Manchmal haben sie vielleicht Techniken oder eine unvollständige Kata ihren Angestellten/Bauern gezeigt und diese haben dann möglicherweise ihr Wissen mit nach Hause genommen und dort zur Verteidigung ihres Dorfes verwendet. Die unvollständige Kata wurde als nächstes in einen Tanz modifiziert, um sie auf den Festen aufführen zu können. Warum benutzten die Leute auf Okinawa, die Kampfkünste ausübten, den Bo - einen Holzstab – als Waffe? Weil hartes Holz ein auf den Inseln ein reichlich vorhandener Rohstoff war, währenddessen Stahl weitaus schwieriger herzustellen war. Mit dem Bo, einer vielseitig einsetzbaren Waffe, kann man dieselben Techniken wie die eines Schwertes, eines Speers und einer Hellebarde ausführen. Die alte Tradition meint, dass der Yamanni-Chinen-Ryu wahrscheinlich auf den legendären „Todi“ Sakugawa zurückgeht und überdauerte drei Generationen der Chinen-Familie. Der Yamanni-Chinen-Ryu wurde von Masami Chinen kodifiziert und nach seinem Großvater Sanda „Yamanni“ Chinen benannt. Viele berühmte Leute lernten zusammen mit den Chinen Meister, aber nur ein Schüler von Masami Chinen erhielt die Tradition in ihrer Gesamtheit und verstand die Prinzipien der dynamischen Körperarbeit: Chogi Kishaba. Dieser Stil starb nicht aus, wie von manchen angenommen. Kishaba Sensei hat zwei brilliante Schüler, welche er in die USA sandte, um dort mit seiner Genehmigung zu unterrichten. Einer von ihnen ist Shihan Toshihiro Oshiro, 7.Dan, dessen Hauptquartier sich in Redwood City / Kalifornien befindet. Der andere ist Shihan Kiyoshi Nishime, ebenfalls 7.Dan, welcher in Cincinnati / Ohio sein Hauptquartier hat. Die von Meister Kishaba gegründete Organisation heißt Ryukyu Bujutsu Kenkyu Doyukai (RBKD) und hat die Zielstellung, die authentische Tradition der Kampfkünste Okinawas zu verbreiten, speziell die des Yamanni-Ryu. (Das Asian Arts Center ist ein akkreditiertes Mitglieds-Dojo des RBKD und Sensei Dong Tran ist ein Schüler von Shihan Oshiro. Er hat den 2.Dan Yamanni- Ryu.)
Quelle: http://www.asianartscenter.com