OOOOOS! OSSU! OSSSSSS!
OOOOOS! OSSU! OSSSSSS!
Was, um Himmels willen geht in so vielen Karateka vor, dass sie sich anhören wie chinesische Glückskekse? Wer hat mit dieser Ossu-Geschichte überhaupt begonnen? Mit diesem Text versuche ich die Bedeutung von „Ossu!“ zu erklären.
Stell dir folgende Szene vor: Ich gehe in das Dojo eines Freundes. Er stammt von Hawaii und hat japanische Vorfahren. „Ooossu!“ höre ich, als seine Schüler ihren Unterricht unterbrechen, sich umdrehen und sich zu mir hin verbeugen. Als Geste der Höflichkeit verbeuge auch ich mich und nehme bis zum Ende des Unterrichts Platz.
Nachdem er und seinen Schülern sich verbeugt haben zeigt er mir ein Schulterzucken; er und ich sind die einzigen, die nicht die unpassende Phrase „Ooossssu“ von sich geben.
Während ich über die Unterschiede seines und meines Stils (er betreibt Shotokan-Ryu und ich Goju-Ryu) nachdenke bemerke ich auch, wie einige Schüler die Phrase „Ossu“ von sich geben. Nach einer Weile beginnt es lächerlich zu werden. Diese Menschen benutzen diese gezischte Äusserung als abgekürzte Antwort für alles von Ja, Hallo, auf Wiedersehen, ich verstehe, Danke, gute Technik ... Ich bemerke auch, dass den Weissgurten im hinteren Teil der Gruppe der Begriff völlig ungeläufig ist, und so wie die Grade ansteigen, steigen auch die vielfältigen Bedeutungen ihres über alles geliebten „Ossu!“. Es geht jetzt dem Ende der Einheit entgegen und ich fühle mich angewidert vom derart freizügigen Gebrauch dieses Begriffs. Die Einheit ist zu Ende und die Schüler beenden die Einheit mit einer Verbeugung und einem „Ossu“ für jede Bewegung, richten ihren Anzug und bevor sie hinausgehen noch zwei „Ossu“, einen zu mir und einen beim durchqueren der Türe. Ich stope einen der Nidan-Schüler gerade bevor er sein ‚höfliches’ „Ossu“ zu mir hin ausspricht und frage ihn ob es das ist was er gerade aussprechen will. Natürlich antwortet er mit Ja.
Was ist „Ossu“, und warum schreien sich soviele damit an? Wie viele Begriffe und Worte kann eine Silbe ersetzen? Was ist der Ursprung dies „Wortes“? Hat irgend jemand überhaupt bemerkt, dass wenn Menschen (die noch nie dort waren) vom Training in Japan zurück kamen diesen Ausdruck beinahe aus ihrem Vokabular gestrichen haben? Diese Fragen versuche ich nun im Detail beantworten. Vielleicht in solchem Umfang, dass manche sagen werden „Hey, ich hab dieses Sch....wort mein halbes Leben gebraucht, ich wird es jetzt auf keinen Fall ablegen!“. Glaube mir aber, dass das was du denkst, das du sagst ist auf jeden Fall nicht das ist, was du sagst. Ich erkläre nicht wie es ausgesprochen werden muss, denn es ist „Slang“, und schlechter Slang noch dazu. Nun, da ich ein erwachsener junger Mann bin (jedenfalls denke ich das) bin ich nicht derjenige der die schlechten Gewohnheiten lehrt. Es wäre als würde ich durch das Dojo gehen und das SCH-wort sagen. Genaugenommen ist es genau das, wenn du „Ossu“ sagst (nur nicht so extrem).
Was ist der Ursprung diesem „einen Wort“?
Als ich noch jünger war erhielt ich einmal im Haus meines Freundes einen Schlag auf den Hinterkopf für das eine oder andere was ich angestellt hatte. Seine Oba-Chan (Grossmutter) erklärte nach der Strafe immer wofür man Sie erhalten hatte. Danach wies sie ihren Enkel (wesentlich eindringlicher) zurecht – eben das selbe passierte ihm und sie wolle dieses „japanische Säuferwort“ nicht mehr hören solange Sie oder eine andere Frau anwesend ist und fuhr mit dem üblichen bekannten Spruch „was für ein Enkelsohn bist du bloss?“ (Ich kannte ihn bereits). Ich wusste von welchem Kommentar sie gesprochen hatte, aber warum hatte ihn mir (bis zu diesem Zeitpunkt) niemand erklärt?
Ich platzte einmal mit diesem Ausdruck auf eine Art heraus, das es nach einer Reaktion verlangte (und hoffentlich verbaler Art und nicht einer weiteren Ohrfeige). Es passierte während einer willkommen Gelegenheit mit der jüngeren Genartion zusammenzusitzen und uns in der Etikette zuschulen. Oba-Chan genoss es uns die vielen Geschichten aus den alten Tagen in Japan zu erzählen, während sie das Mittagessen vorbereitete (unser eigentlicher Grund zuzuhören).
Oba-Chan erklärte uns dabei auch zwei Gründe und ich hatte beide Gründe seit Sie sie uns erzählte noch einige Male gehört. Die erste hat mit den betrunkenen Soldaten zu tun. Sie sagte, das zu Ihrer Zeit alles was mit dem Militär zu tun hatte cool war und betrunkene Soldaten waren ein normaler Anblick. Beim verlassen der Bars zu allen Morgenstunden murmelten diese Männer „Onegaishimasu“, wenn sie auf Kameraden trafen oder „Ohayo“ wenn sie persönliche Bekannte trafen, aber die Worte kamen nie so über ihre Lippen. Wenn du oder ich um drei Uhr morgens aus einer Bar geworfen wirst und in eine Gruppe Kameraden stolperst, wie würde dann wohl das Wort „Onegaishimasu“ aus deinem Mund klingen? Sicherlich nur ein genuscheltes „Ossu“ oder noch schlimmer.
Der zweite Ursprung von „Ossu“ war ein „Macho-Wort“. Laut Oba-Chan und vielen anderen, stammt „Ossu“ (auch wieder) vom Begriff „Onegaishimasu“.
Sie erklärte weiter, dass „Ossu“, wie viele andere Worte oder Begriffe in der japanischen Rechtschreibung, eine Kombination zweier oder noch mehr Begriffe ist.
Dies macht Sinn, wenn man davon ausgeht, dass in der japanischen Kultur viele Menschen keine Zeit haben und schnell weiter müssen. Aber es ist nur akzeptabel zwischen zwei Männern, nie zwischen zwei Frauen oder zwischen einer Frau und einem Mann. Es ist als würde man an seiner Mutter oder seiner Freundin vorbeilaufen und „Yo!“ sagen. Nicht gerade der richtige Ausdruck, auch wenn es für einen Gruß im vorbeigehen manchmal gebräuchlich ist. Zum Beispiel beim aneinander vorbeigehen bei sportlichen Aktivitäten, aber nicht in geregelten Sportarten wie Karate-Do oder irgend eine andere Form von Budo . Es bleibt für einen ausgelaugten Sportler z.B. nach einem Fußballspiel, wenn man außer Atem ist, das perfekte Wort. Grundsätzlich eben ein „Macho“-Wort.
Hat irgend jemand überhaupt bemerkt, dass wenn Mensch (die noch nie dort waren) vom Training in Japan zurückkamen diesen Ausdruck beinahe aus ihrem Vokabular gestrichen haben? Ich habe es nie gehört, bis eben in diesem vergangenen Jahr, aber... ich habe nie jemand anders als einen Ausländer „Ossu“ sagen hören. Ich habe sein Fehlen nie bemerkt, bis ein Schüler aus meinem Dojo, der mit mir dort war, es am ersten Tag des Trainings zu gebrauchen begann. Gerade als das „ooooo...“ begann über seine Lippen zu kommen hielt er ein, da er die einzige Person war, die diese Äußerung machen wollte.
Es bedurfte keiner Erklärung, da er mehr als nur ein intelligenter Goju-Ryu-Schüler ist. Ich glaube dass die Etikette diktierte, dass dieses Wort unangebracht ist. Und es gab einhundert Schüler die ihm dafür ein Beispiel gaben.
„Ossu“ wird von den Japanern als unhöflich angesehen. Ganz besonders in der Anwesenheit von Frauen gilt es beinahe als Beleidigung. Ich rate dir, wenn du das erste mal in Japan bist, folge dem Beispiel der Japaner, es wird dir helfen. Es ist unangebracht diesen Ausdruck im Büro, im Krankenhaus, im Dojo, beim Abendessen, in der Schule, in der Kirche, während Zeremonien oder Reishiki zu gebrauchen. Immer und überall.
Wann also ist es angebracht in zu gebrauchen? Wenn man in Eile ist, außer Atem, im vorbeigehen, aber nur zu einem Mann (aber nicht im Dojo) an solche Orten wie in der Turnhalle, während dem Joggen oder beim Baseball, wenn das eine Team einläuft und man selbst das Feld verlässt. Denke immer daran, „Ossu“ ist nicht nur ein abschätziges Wort, es ist auch ebenso ein Unvollständiges. Die meisten die es nutzten sind aus der jüngeren Generation, und der größte Teil hatte nur ein wenig oder keinen Kontakt mit Budo. Oft sind sie jünger als 20 Jahre.
Außerhalb von Japan oft gebraucht – aber niemals gegenüber einem Japaner! Hier noch eine Auffassung – „Ossu" erzeugt Kampfgeist und Kameradschaft im Dojo. Ich sah und hörte wie eine Kata-Nationalmannschaft auf die Ankündigung ihrer Kata Unsu und bevor sie sich verbeugten, das schärfste „Ossu“ aussprach. (Und sie WAREN gut) Als universeller Ausdruck für Verpflichtung und Training wurde „Ossu“ letztlich zum Bestandteil der hälfte der „traditionellen“ heutigen Dojo die ich kenne und diese Entwicklung wird sich fortsetzten. Ich kenne auch einen japanischen Sensei, der den Gebrauch von „Ossu“ in seinem Training, vielleicht aus eigenen Gründen oder weil sein Dojo möglicherweise nur aus Männern bestand, als er in Japan trainierte und sein Lehrer ein solches Verhalten tolerierte. Wie auch immer, einer meiner Sensei ist eine Frau, und ich bin sicher, ich würde einen weiteren Klapps auf den Hinterkopf erhalten, wenn Sie mich einen solchen Ausdruck benutzen hören würde.
Wann also ist es OK dieses Wort zu benutzen? Stell dir vor in Japan zu sein und jemand sagt alle paar Momente „Alter“, oder „Süsse“, weil das das erste Wort ist das sie im vorbeigehen aufgeschnappt haben (schon mal jemand sagen hören „Alter, wo ist mein Auto?) Du gehst im „7-11“ in Sunkus zur Kasse und der langhaarige Verkäufer schmettert dir von gegenüber ein „Hey Alter“ entgegen, lächelt und zeigt dir das Peace-Zeichen. Danach im Starbucks in Roppingi das gleich nochmals von der Bedienung. Und im Bahnhof macht der Fahrkartenkontrolleur sein Peace-Zeichen „Hi Alter“ und so weiter und so weiter. Wechsle jetzt einfach die Schauplätze – bekommst du nun langsam ein Gefühl für unser geliebtes „Ossu“? Muss ich noch mehr erklären?
Quelle: http://www.gojuryu.net/articles.php?article_id=40